J4-Tachos kennt Ihr ja alle zur Genüge, deshalb hier mal das Pendant vom großen Bruder J5...wobei sich der Unterschied hauptsächlich in der kunstfertigen Ummantelung der Trägerplatte mit für die Raumfahrt entwickeltem Reinluft-geschäumtem Spezial-Polster erschöpft. Interessanterweise das weichste Material am Armaturenbrett, noch vor dem eigentlichen Prallschutz und LÄNGEN vor dem kreisrunden Airbag-Vorgänger in der Lenkradmitte. Was auch immer passieren möge, wenn man einen FJ55 gegen die Wand setzt: An der Tachoeinheit holt man sich zumindest keine Verletzungen.
Hier also das formvollendet aus Blech, PU-Schaum und Bakelit gezimmerte Armaturenbrett eines späten FJ55:
Raus mit der Tachoeinheit...und gütiger Himmel, hier könnte man auch mal Staub wischen:
Die drei Spinnenaugen in der Mitte sind übrigens die Kontroll-Leuchten für den Blinker:
Bei Gelegenheit könnte man den nackten Schaum auf der Rückseite auch mal ordentlich beziehen. Mit Bisamrattenleder oder so. Die drei Schrauben, mit denen der Tacho daran befestigt ist, waren übrigens derartig fest, dass ich sie übelst beschimpfen musste, bis sie sich bewegt haben. Dass ich auch immer erst laut werden muss.
...raus mit dem Tacho:
...die drei Schräubchen der Verglasung lösen:
...die zwei Schräubchen an der Rückseite raus:
...die Fassade:
...und die Ansicht hinter die Kulissen:
Man sieht ganz wunderbar das alte Fett an den Röllchen kleben:
In diesem speziellen Fall war das alles derartig verharzt, dass ich die Röllchen nur mit Nachdruck und unter weiteren Beschimpfungen von der Welle schieben/drehen konnte:
Mit dem Schraubenzieher konnte ich die ersten Klumpen lösen:
VORHER:
NACHHER:
Also alles schön gereinigt (siehe Prozedur weiter oben) und in der richtigen Reihenfolge zusammengesetzt. Hier nochmal zum Vergleich für Nachahmer...genau SO gehören die Röllchen zusammen:
FÜR UWE:
Die Scheibe könnte man vielleicht auch mal putzen:
Und wo das Ding gerade offen ist, kann man auch mal - ganz spontan und vorsichtshalber - einen Induktivgeber in die Tachowelle pfriemeln...zum späteren wohlgefälligen Anschluss eines separaten Wegstreckenzählers zum Beispiel. Falls man mit dem Fünfer mal eine Rallye fahren will.
Dieser Geber hier stammt von
raceparts.cc und gehört eigentlich zum Terratrip 303 plus bzw. zum Terratrip allgemein. Das Ding sollte aber auch anderen, auch elektromechanischen Wegstreckenzählern den Takt vorgeben können, also z.B. nem
Halda-Tripmaster oder einem Gerät von
Prestel und Gemmer. Grundsätzlich ist das ja nur eine Spule, die gedreht wird. Über drei Kabel wird dann das Signal abgegriffen, fertich.
Da wir hier mit Mechanik arbeiten, ist der Einbau leider nicht mit dem Austausch eines Chips oder einer Einstellung des Bordcomputers erledigt. Vielmehr ist ein schmerzhafter operativer Eingriff vonnöten. Die Entscheidung, ob der Geber fürderhin kuschelig-geschützt Backstage hinter dem Armaturenbrett werkeln darf oder allen wettrigen Widrigkeiten im Motorraum ausgesetzt wird, ist Ansichtssache...sinnvollerweise verbaut man das Teil aber innen.
Man öffne also die Abdeckung des Maschinenraums, finde die Tachowelle und ziehe das Ding mitsamt Dichtung raus.
Maß genommen, Säge angesetzt, Luft geholt und nach einer Gedenksekunde munter drauflosgesägt...und schon nach kurzem Leiden ist das Wellchen durchtrennt. Man sieht nun vor sich: Die Tachowelle und ihre Ummantelung, wie sie mehr oder minder unmotiviert und durchtrennt im Raum stehen. Die Ummantelung wird auf beiden Seiten einen knappen Zentimeter eingekürzt, alles schön sauber entgratet, dann kommt Motorseitig der erste Fitting drauf. Desgleichen verfährt man mit dem anderen, nun völlig losgelösten Tachoseitigen Teil der Welle. Hier kann man auch gleich bequemst den Taktgeber montieren.
Nachdem man mit wunderbar reichhaltigem Platzangebot auf dieser Seite fertig ist und Fitting, Welle und Dichtung wieder in die Spritzwand gedröselt, genervt nochmal rausgezogen, das fehlende Teil draufgesteckt und wieder eingeführt hat, folgt der erheiternde Teil: Eine massiv unlustige Fuddelei in der Enge des Armaturenbretts.
Im Endeffekt geht es hier aber nur noch ums Einführen und Befestigen des Wellenstumpfes und ums Aufschrauben der Überwurfmutter. Der Geber wird auf den Wellenstumpf geschoben, die Welle wird mit einem Inbus-Schräubchen am Mitnehmer befestigt. Wer Spaß dran hat, darf den Wellenstumpf mit der Feile abflachen, das braucht's aber nicht wirklich, fest anziehen reicht.
Kabel irgendwo hinlegen, Tachoeinheit reinschieben, Finger brechen beim Anklemmen der Tachowelle, Lämpchen für den Blinker falsch einsetzen, alles einschrauben, Fehler bemerkten, Fluchen, alles wieder raus, erneut Finger verrenken, dieses Mal Lämpchen testen, richtig einsetzen, nochmal testen, "Na also" grummeln, einbauen, festschrauben, Bier aufmachen:
Auch dieser Tacho funktionierte hinterher erstaunlicherweise fehlerfrei.
Und NEIN!!!, Ihr könnt mir NICHT alle Eure festgeharzten Tachos bringen, soweit kommt's noch!